Heute Morgen hat es Paul geschafft einen Mathetest komplett mitzuschreiben. Eine starke Leistung, schließlich fällt es ihm schwer sich zu konzentrieren. Nach dieser großen Anstrengung wird er sehr unruhig, kippelt mit seinem Stuhl und fängt an sich anzumalen. Zeit für eine Pause. Die Schulbegleiterin verlässt mit Paul das Klassenzimmer, um mit ihm auf dem Hof eine Runde zu rennen.
In der nächsten Stunde steht Deutsch auf dem Programm. Paul hat keine Lust mitzumachen und versinkt gedanklich in „seine Welt“. Die Schulbegleiterin spricht ihn an und motiviert ihn mitzuarbeiten. Sie achtet darauf, dass er die richtige Seite im Buch aufschlägt, zeigt ihm, an welcher Stelle gerade gelesen wird und wiederholt die Aufgabenstellung des Lehrers.
Endlich Hofpause. Zeit zum Spielen und Durchatmen. Doch Paul gerät in einen handfesten Streit mit seinem Mitschüler, weil dieser sich an der Schaukel vorgedrängelt hätte. Die Schulbegleiterin greift ein und hilft den Jungen den Konflikt zu lösen. Danach überlegt sie mit Paul, was er beim nächsten Mal anders machen könnte.
Dies sind einige Ausschnitte aus dem Alltag einer Schulbegleiterin oder eines Schulbegleiters.
Die Schulbegleitung hat sich in den letzten Jahren bundesweit als wichtige Maßnahme zur Umsetzung eines inklusiven Bildungssystems etabliert. So ermöglicht Schulbegleitung, dass Kinder und Jugendliche mit (drohenden) Behinderungen die Schule besuchen können und somit einen Zugang zu Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe bekommen. Die Gesamtverantwortung für die Bildung und Erziehung der Schüler trägt jedoch die Schule.
Der konkrete Auftrag der Schulbegleitung orientiert sich am individuellen behinderungsbedingten Mehrbedarf des Kindes oder Jugendlichen. Daraus ergibt sich ein großes Aufgabenspektrum von Schulbegleitung. Sie unterstützt
- B. Kinder mit körperlichen Behinderungen bei der Körperpflege, der Mobilität, bei der Überwindung von Barrieren und allen gewöhnlichen Verrichtungen des Alltags (Toilettengang, essen, usw.),
- aber z.B. auch Kinder mit Autismus oder ADHS im Unterricht, indem sie Strukturierungshilfen gibt, Konzentrationsfähigkeit fördert, Impulse gibt, Aufmerksamkeit lenkt und bei individuellen Aufgaben unterstützt,
- im psychosozialen Bereich, indem sie z.B. in Krisensituationen hilft und den sozialen Umgang mit Mitschülern und Lehrern begleitet und bei herausfordernden Verhaltensweisen lenkend eingreift.
Diese vielfältigen Aufgaben und Bedarfe erfordern verschiedene Qualifikationen der Schulbegleiter. Dabei wird zwischen Fach- und Assistenzkräften unterschieden. Zu den Fachkräften gehören in der Regel Sozialpädagogen, Erzieher sowie Physio- und Ergotherapeuten. Zu den Assistenzkräften zählen u.a. Sozialassistenten und Kinderpfleger, aber auch Personen, die sich aufgrund ihrer pädagogischen und sozialen Erfahrungen dazu eignen.
In unserem Kreisverband gibt es das Angebot der Schulbegleitung seit 2016. Am steigenden Bedarf orientiert, haben sich die Verantwortlichen in unserem Verein am Anfang dieses Jahres dazu entschlossen, die Schulbegleitung als eigenständigen Bereich unter dem Dach der „Hilfen zur Erziehung“ anzusiedeln und auszubauen. Wir freuen uns, dass dieser Bereich wächst und sind weiterhin auf der Suche nach neuen Kolleginnen und Kollegen.
VOLKSSOLIDARITÄT
Kreisverband Borna e.V.
Sarah Tilschner
Pädagogische Leiterin des Bereiches Schulbegleitung