Seit September 2018 gilt im Krippenbereich der Kindertagesbetreuung ein geänderter Personalschlüssel. Ab sofort soll eine Vollzeitkraft nur noch fünf Ganztagskinder (9-Stunden-Betreuung) in der Krippe betreuen.
Nun ja. Die Realität sieht aber ganz anders aus, da Krippenkinder mit 6- oder 4,5 Stunden-Betreuung nicht als Ganztagskind berücksichtigt werden. So zählen zwei 4,5-Stunden-Kinder als ein Ganztagskind. Aus fünf Köpfen können somit ganz rasch 10 werden. Hinzu kommen nach wie vor abzusichernde Fehlzeiten von Pädagogen durch Urlaub, Krankheit und Weiterbildung. All das müssen dann die diensthabenden Pädagogen mit stemmen. Die Kinder werden verteilt und die Gruppen größer. In Fachkreisen nennt man das die „Fachkraft-Kind-Relation“. 1:5 ist und bleibt ein Wunschtraum.
Eine simple mathematische Rechnung aus der Praxis. Und diese Rechnung setzt sich mit unterschiedlichen Personalschlüsseln auch im Kindergarten- und Hortbereich fort. Im Hort wurde überhaupt noch keine Personalschlüsselveränderung vorgenommen.
Mathematik ist eine unbestechliche Naturwissenschaft und offensichtlich nicht die Stärke der Landespolitik im Freistaat Sachsen.
Es gibt bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen in den Kitas noch sehr viel zu tun. Auch die geplante Einführung von zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit pro Woche für einen Vollzeitpädagogen ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Freistaat Sachsen hinkt in der Gestaltung von Rahmenbedingungen, die eine hohe Qualität in der Kinderbetreuung zulassen, bundesweit hinterher. Aber Qualität wird nach dem Sächsischen Bildungsplan gefordert. Hier klafft eine nicht zu übersehende Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis.
Dafür müssen kommunale und freie Träger von Kitas gemeinsam kämpfen. Genauso wie für gleichen Lohn für gleiche pädagogische Arbeit in den Kitas.
Während der Fachtagungen Kita unseres VOLKSSOLIDARITÄT Landesverbandes Sachsen e.V. in Burgstädt spielte das Thema Rahmenbedingungen in der Kinderbetreuung in den letzten Jahren immer wieder eine wichtige Rolle. Kita-Leitungskräfte, interne Fachberater und Bereichs- oder Sachgebietsleiter Kita aus allen Kreisverbänden Sachsens diskutieren Jahr für Jahr zu diesem Thema und wünschen sich eine starke einheitliche Meinung gegenüber der Landespolitik.
Die im Graswurzelbündnis „Die bessere Kita“ tätigen Akteure und Mitstreiter kämpfen eine gefühlte Ewigkeit für bessere Bedingungen in den Kitas. Mittlerweile werden sie mit ihren Forderungen wie auch die der Liga der Spitzenverbände der Wohlfahrtspflege von den Landespolitikern wahrgenommen aber noch nicht deutlich genug gehört.
Viola Heinig
Bereichsleiterin Kindertageseinrichtungen
VOLKSSOLIDARITÄT Kreisverband Borna e.V.